Veranstaltung: | Grundsatzprogramm 2020 |
---|---|
Antragsteller*in: | Ergebnis Abstimmung ÄA |
Status: | Modifiziert |
Eingereicht: | 20.01.2019, 19:38 |
Antragshistorie: | Version 1 |
BESCHLUSS: Respektvolle Koexistenz von Mensch und Tier
Antragstext
Aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnis und Beobachtungen wissen wir, dass alle
Wirbeltiere, also Säuger, Vögel, Reptilien, sogar Amphibien und Fische,
Schmerzen empfinden können. Selbst wirbellose Tiere wie der Oktopus sind dazu in
der Lage. Unser Wissen über die Empfindungs- und Wahrnehmungsfähigkeit von
Tieren geht über das reine Schmerzempfinden weit hinaus. Sie erkennen sich im
Spiegel, vermögen Sprache mit Handlungen zu verknüpfen, können die Folgen des
eigenen Handelns im Vorfeld einschätzen sowie Freude und Trauer empfinden. All
diese Punkte gelten als Belege für die Individualität von Tieren. Im Mittelpunkt
grüner Politik steht deshalb nicht nur der Mensch, sonder auch das Tier.
Wir wollen politische Rahmenbedingungen gestalten, die Mensch und Tier ein Leben
in respektvoller Koexistenz ermöglichen. Dadurch wird das Verhältnis von Mensch
und Tier zur ökonomischen, sozialen, ökologischen, rechtsphilosophischen und
kulturellen Frage und wirkt in nahezu alle gesellschaftlichen und politisch
gestaltbaren Bereiche hinein. Ein moralisch verantwortungsvolles Handeln
gegenüber anderen Menschen und Tieren ist Grundlage unseres Weltbilds und
verpflichtet zum Schutz schwächerer Lebewesen. Dem Menschen fällt aufgrund
seiner Vernunft dabei eine besondere Verantwortung zu.
Aus unserem Wissen heraus sehen wir es als unsere moralische Verantwortung an,
die Nutzung von Tieren in Frage zu stellen: Dürfen wir Tiere nutzen? Wenn ja,
welche Tiere und wofür? Welche Gegenleistung erhalten Tiere für die Nutzung? Wie
gehen wir während der Nutzung mit den Tieren um? Haben wir eine Verantwortung
für Tiere, auch wenn wir sie nicht nutzen? Eins aber steht für uns fest: Tiere
brauchen unveräußerliche Rechte, um sie vor menschlicher Ausbeutung zu schützen.
Grüne Politik setzt sich vor diesem Hintergrund ein für:
- Leben und Wohlbefinden der Tiere um ihrer selbst willen sowie aus der
Verantwortung des Menschen für das Tier als Lebewesen
- Schutz von Tieren vor Schmerzen, Schäden und Leiden inkl. Angst
- Verankerung dieser Prinzipien auf allen Ebenen der Gesetzgebung
- Durchsetzung der Rechtsstaatlichkeit durch beispielsweise verlässliche
staatliche Kontrollen zur Einhaltung entsprechender Tierschutzvorschriften
- Durchsetzung der Tierrechte vor Gericht auf Grundlage bestehender Gesetze
durch stellvertretende Rechtsvertretung für Tiere
- Förderung von Alternativen zur Tiernutzung wie beispielsweise faire bio-
vegane Produkte in allen Lebensbereichen oder die Förderung
tierverbrauchsfreier Methoden in der Forschung und im Verbraucherschutz
- die Förderung einer Agrarwirtschaft sowie einer damit verbundenen
qualitativen Subventionspolitik, in deren Zentrum neben dem Erhalt der
Umwelt auch die Abschaffung von Tierleid steht
- Bewusstseinsbildung für einen verantwortungsvollen, empathischen sowie
respektvollen Umgang mit Tieren und eine entsprechende Wissensvermittlung
in Erziehung und Ausbildung in allen Altersstufen
Die genannten Maßnahmen entfalten die größte Wirkung, wenn sie auf
höchstmöglicher politischer Ebene erreicht werden. Wo auf europäischer Ebene
kein Erfolg erzielt werden kann, sind aber auch nationale Alleingänge sinnvoll,
um die Tiere zu schützen und international als Vorbild zu wirken.
Kommentare